Werde Fachärztin oder Facharzt für Intensivmedizin!

Fachärztinnen und Fachärzte für Intensivmedizin verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz: Bei Intensivmedizinerinnen und Intensivmedizinern steht der ganze Organismus im Mittelpunkt. Intensivmedizinerinnen und Intensivmediziner haben deshalb ein sehr breitgefächertes Wissen über den menschlichen Körper sowie seine Physiologie und behalten den Überblick über den Gesamtzustand der Patientinnen und Patienten sowie die einzelnen Therapien, die sie erhalten.

Gleichzeitig verfügen viele Intensivmedizinerinnen und Intensivmediziner über einen weiteren Facharzttitel in einer verwandten Disziplin, wie etwa der Anästhesiologie oder der Allgemeinen Inneren Medizin.

Fachärztinnen und Fachärzte für Intensivmedizin behandeln eine grosse Vielfalt an Patientinnen und Patienten verschiedenster Altersgruppen mit den unterschiedlichsten Erkrankungen oder Verletzungen. So ist es durchaus möglich, während derselben Arbeitsschicht einen jungen, eigentlich gesunden Patienten zu behandeln, der nach einem Motorradunfall ein Schädel-Hirn-Trauma hat, und eine ältere Patientin mit Vorerkrankungen zu therapieren, die an einer schweren Lungenentzündung leidet. Auch auf Kinderintensivstationen ist diese Vielfalt an Patientinnen und Patienten zu beobachten: Von Frühgeborenen mit angeborenen Herzfehlern bis zu Jugendlichen, die einen schweren Fahrradunfall hatten, kümmern sie sich um alle kritisch kranken Kinder.

Es ist herausfordernd und zugleich bereichernd, in die Lebenswelt der Patientinnen und Patienten einzutauchen und sie individuell bei der Bewältigung ihrer Krankheit zu unterstützen. Kaum ein anderes medizinisches Fachgebiet kümmert sich um eine so grosse Vielfalt an Patientinnen und Patienten. Das ermöglicht es den Fachärztinnen und Fachärzten für Intensivmedizin, stets Neues dazuzulernen.

Die Intensivmedizin ist für zahlreiche Behandlungen auf hochkomplexe technische Geräte und innovative medizinische Verfahren angewiesen, die sich ständig weiterentwickeln. Intensivmedizinerinnen und Intensivmediziner sind deshalb gefordert, sich kontinuierlich neues Wissen anzueignen, um stets auf dem aktuellsten Stand zu sein.

Wer auf einer Intensivstation arbeitet, ist Teil eines starken interprofessionellen und interdisziplinären Behandlungsteams, in dem partnerschaftliches Zusammenarbeiten einen hohen Stellenwert hat. Denn Intensivmedizinerinnen und Intensivmediziner arbeiten als Spezialistinnen und Spezialisten für den ganzen kritisch kranken Menschen häufig mit Fachärztinnen und Fachärzten aus unterschiedlichsten Disziplinen wie etwa der Anästhesiologie, Kardiologie, Pneumologie oder Chirurgie zusammen und kommen so regelmässig in Kontakt mit anderen Spitalabteilungen. Zudem arbeiten Ärztinnen und Ärzte auf Intensivstationen eng mit Pflegefachpersonen und weiteren Gesundheitsfachpersonen zusammen. Wer neugierig den Kolleginnen und Kollegen anderer Fachrichtungen zuhören kann, lernt für die eigene Arbeit so viel wie an kaum einem anderen Arbeitsort.

Der Gesundheitszustand kritisch kranker Patientinnen und Patienten ist sehr instabil und kann sich schnell verschlechtern. Dann sind innerhalb des Teams schnelle Entscheidungen und Handlungen gefragt, um die Patientinnen und Patienten wieder zu stabilisieren. In vielen Fällen gelingt das und die Patientinnen oder Patienten können die Intensivstation nach einigen Tagen, manchmal aber auch erst nach mehreren Wochen verlassen, um auf einer Normalstation oder in einer Rehabilitationsklinik weiter zu genesen. Diese positiven Ereignisse motivieren das Behandlungsteam und entschädigen für teilweise lange Arbeitstage inklusive Nachtschichten.

Manchmal sind aber die sinnvollen medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft und Patientinnen oder Patienten können sich nicht mehr erholen – das Versterben lässt sich dann nicht vermeiden. Das ist auch für die Intensivmedizinerinnen und Intensivmediziner belastend, welche die Patientinnen oder Patienten sowie ihre Angehörigen eng betreut haben. Doch bleibt auch in diesen Momenten die Gewissheit, dass man einen wertvollen Beitrag dazu leisten konnte beim Versuch, das Leben der Patientinnen oder Patienten zu retten. Die Begleitung der sterbenden Patientinnen und Patienten sowie ihrer Angehörigen, die Gewährleistung eines würdevollen und schmerzfreien Sterbens ist eine anspruchsvolle und gleichzeitig bereichernde Aufgabe.

Intensivmedizin ist keine Apparatemedizin: Aufgrund des lebensbedrohlichen Gesundheitszustands kritisch kranker Patientinnen und Patienten kümmern sich Intensivmedizinerinnen und Intensivmediziner auf einer Intensivstation um eine geringere Anzahl Patientinnen und Patienten als ihre Kolleginnen und Kollegen auf anderen Abteilungen. Sie sind daher sehr nahe bei ihren Patientinnen und Patienten und haben die Möglichkeit, stark auf ihre physischen aber auch psychischen Bedürfnisse einzugehen.

Intensivmedizinerinnen und Intensivmediziner kümmern sich nicht nur um ihre Patientinnen und Patienten, sondern auch um deren Angehörige. Sie sind ein wichtiges Bindeglied zwischen den häufig bewusstlosen Patientinnen und Patienten und ihren Angehörigen und ziehen sie aktiv in den Behandlungsprozess ein. Sie beraten und unterstützen die Angehörigen in dieser schwierigen Situation, etwa bei ethischen Fragestellungen zum individuellen Willen der Patientinnen oder Patienten.

Bereits seit einigen Jahren ist in der Schweiz die Nachfrage nach Fachkräften in der Intensivmedizin sehr hoch. Fachärztinnen und Fachärzte für Intensivmedizin haben deshalb keine Mühe, eine passende Stelle zu finden.